Die Schlacht am Blauspannpaß
Kapitel 1: Der Plan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lucius Varus, der Ducem der 8. Legion stand mit Julius Aurelius, dem Ducem der 12. Legion (Lir) und Thror Feuerbart, dem Anführer des zwergischen Hilfskontingentes auf einem Hügel östlich von Rudnoy und überblickte die Verteidigungsanlagen.
Vor über 3 Monaten waren sämtliche arbeitsfähigen Bauern der Region zum Arbeitsdienst gepreßt worden, um unter Leitung der Armeepioniere an der Verteidigungslinie zu arbeiteten. Als absehbar war, das die Anzahl der Arbeiter nicht ausreichen würde, wurden alle Legionäre der 8. und 12. Legion zusätzlich zu den Spaten gerufen. Die Moral war kurzfristig gesunken, nachdem die Soldaten wochenlang mit Axt und Schaufel im Matsch gestanden hatten. Unter den Bauern und Soldaten kam es zu erheblichen Ausfällen durch Cholera und Sumpffieber, die durch das schlechte Wetter, die mangelnde Versorgung und die viel zu beengten Verhältnisse immer wieder ausbrachen.
Aber Varus hatte seinen Soldaten eingebleut, das sie an der letzten Verteidigungslinie arbeiteten, die Kolte noch von Laikeria Stadt trennte. Da es sich um Eliteeinheiten handelte, reichten meist leichte Disziplinierungsmaßnahmen mit dem Stock, um aufkeimenden Unmut zu unterdrücken. Die Bauern wurden streng bewacht, um Desertion zu verhindern und jeden Morgen zur Arbeit gepeitscht. Wer noch laufen konnte, konnte auch noch arbeiten! Wo die Peitsche nicht mehr ausreichte, bewirkten abschreckende Exempel zuweilen Wunder. Um gleichzeitig die Motivation der eigenen Bauern zu steigern und auch den anrückenden Kolten zu zeigen, dass man in Laikeria durchaus noch mit harter Hand zu führen wußte, wurden Aufwiegler und renitente Arbeitsverweigerer in einer langen Reihe vor den Verteidigungsschanzen ans Kreuz geschlagen.
Die Zeit war dennoch knapp. Nach dem Fall der Feste Kural stießen die Kolten wieder schnell vor. Leichte laikerianische Einheiten, unterstützt von Spähern aus Raikal, waren den Kolten entgegengeschickt worden, um deren Vormarsch weiter zu verlangsamen. Die Taktik war einigermaßen erfolgreich, kostete aber auch wertvolle Truppen.
Nun war die Verteidigungslinie fertig - ein Prunkstück der laikerianischen Festungstechnik, gemessen an der kurzen Zeit, die sie hatten, um die Schanzen zu errichten. Burgen und Festungen aus der altlaikerianischen Zeit waren instandgesetzt und in die Verteidigungslinie integriert worden. Auch die Ankunft der Zwerge hatte sich durchaus positiv ausgewirkt. Die kleinen Wühler wußten mit dem Spaten und der Spitzhacke umzugehen und hatten die eine oder andere Idee zum Verteidigungswall beizutragen. Wenn die kleinen, grimmigen Kerle mit ihren Schlachtäxten nur halb so gut umgehen konnten wie mit der Schaufel, dann waren sie auch im Kampf eine willkommene Verstärkung.
Lucius Varus überblickte all das und hoffte, das die Kolten diese Verteidigungen niemals angreifen werden.
Natürlich würden sie an dieser Verteidigungslinie zu beißen haben. Es würde Zeit kosten, aber Varus war sicher, das die Wälle, Mauern, Gräben und Palisaden die Kolten nicht ewig aufhalten würden. Am Ende würden sie durchbrochen und die schwarze Flut würde sich über Laikeria Stadt ergießen. Varus hoffte, dass die Kolten die Verteidigungslinien westlich umgehen würden, um über den Paß von Blauspann in den Rücken der Verteidiger zu fallen. Das war der Köder, den Varus den Kolten hingeworfen hatte.
Aber würden sie ihn schlucken? Wenn nicht, wäre Laikeria Stadt verloren und vielleicht das gesamte Reich.
Über seine eigenen Aussichten bestand kein Zweifel, wenn er als verantwortlicher Befehlshaber hier versagte. Die Schergen des Geheimdienstes umschwirrten ihn wie die Motten, um jeden seiner Schritte an das Triumphirat zu melden, Paulus Avidias hatte es ohnehin auf ihn abgesehen.
Der Plan war es, die Kolten am Blauspannpaß in die Zange zu nehmen. Unter dem Blauspann gab es Bergwerke, die das gesamte Gebirgsmassiv wie Madenlöcher durchzogen. Dort unten waren Truppen versteckt, die weder Wasser, noch Licht, noch Brot brauchten: Die 88.Legion, "Legio Inferi" genannt. Untote unter der Führung der fähigsten Nekromanten Laikerias und die Heshritischen Nekromanten mit ihren wandelnden Leichen.
Während die 8. Legion mit den Zwergen den Blauspannpaß versperrten, würden die Untoten die Koltische Armee von hinten in die Zange nehmen und zermürben.
Der Plan würde gelingen. Er mußte gelingen!
Kapitel 2: Die Schlacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Liktor Gnaeus Idem wandelte über ein Feld von Leichen. Laikerianische Legionäre, Zwerge, Trolle und Orks, Mutanten und Skelette in weit fortgeschrittenerem Stadium der Verwesung, als es hätte sein dürfen. Ab und an grünlich schimmernde Bereiche, in denen gar nichts lag.
Gnaeus Idem war mit direktem Auftrag von Paulus Avidias zur Front gereist, um Informationen aus 1. Hand über die Ereignisse am Blauspann einzuholen. Seit seiner Ankunft am vergangenen Tag versuchte er, sich ein Bild zu verschaffen.
Allerdings war die Lage konfus. Er traf jubelnde Legionäre der 12. Legion, die den Verteidigungswall bemannt hielten und von einem großen Sieg gegen Kolte sprachen. Offensichtlich hatte die Schlacht aber nicht am Verteidigungswall, sondern am Blauspannpaß stattgefunden. Dort fand Gnaeus Idem das beschriebene Schlachtfeld. Viele tote Legionäre der 8. Legion und gefallene Zwerge des Hilfskontingetes. Dahinter Berge von toten Ogern, Trollen, Orks, Mutanten...und ältere Leichen.
Ein Stöhnen von rechts ließ ihn aufhorchen. Dort lehnte ein verwundeter Zwerg an der Felswand. Liktor Gnaeus Idem ließ ihm zu trinken geben und den Verwundeten in sein Feldlager bringen. Als der Zwerg wieder zu Kräften gekommen war, bekam Gnaeus Idem folgenden Bericht:
"Bei Fardea, Tenebra und dem ganzen Rest der Götterbande, was für eine Schlacht! Mein Bart ist lang und meine Axt hat viele Scharten aus ungezählten Kämpfen, aber von diesem Kampf werden noch meine Urahnen berichten!
Wir standen mit der 8. Legion am Blauspannpaß, um die Kolten zu erwarten. Die Späher berichteten, das die Feinde uns mindestens 3 zu 1 überlegen wären. Aber wir wußten, das wir diesen Engpaß notfalls auch mit einer Handvoll guter Kämpfer halten konnten, so lange wir auf 2 Beinen stehen und die Äxte und Schwerter schwingen konnten. Außerdem hatten wir ja auch noch ein paar nette Überraschungen für die Kolten.
Was dann als erstes auf uns zustürmte, waren aber gar keine Kolten, sondern Grünzeug; Oger, Trolle und Orks. Billiges Wegwerfmaterial der Kolten, wie es scheint. Die schickten sie vor, um ihre Kräfte zu schonen. Unsere zwergischen Brüder und die Legionäre auf den Berghängen ließen ein wahres Gewitter von Gesteinslawinen und Baumstämmen auf die Grünen niederprasseln. Das kühlte ihren Mut und diejenigen, die bei uns ankamen, hackten wir nieder. Nicht ohne Verluste, muß ich sagen. Es waren immer noch viele. Hier habe ich die Legionäre der 8. Legion zum ersten Mal im Einsatz gesehen. Ich muß sagen, die Männer haben meinen Respekt! Was für eine Disziplin! Da reichte ein Räuspern des Zenturios und die Schilde gingen hoch wie an der Schnur gezogen. Die grüne Welle prallte daran ab. Aber wie das Meer kamen sie wieder und wieder und schmissen sich gegen den Schildwall. Die ersten Reihen der Legion waren inzwischen gefallen, aber von hinten aus der Reserve kamen frische Legionäre in die vorderste Kampflinie. Als die Grüne Horde endlich zurückwich, kamen auf jeden toten Legionär mindestens 4 Feinde. Auch wir Zwerge hatten viele Opfer zu beklagen, aber unsere Quote war nicht viel schlechter.
Die flüchtenden Orks wurden von den Kolten zusammengetrieben und gesammelt. Viele Orkköpfe wurden von den Kolten abgeschlagen, bevor der Rest -mehr aus Angst denn aus Überzeugung - wieder auf uns zustürmte. Ihnen nach schickten die Kolten ihre Hauptstreitmacht aus Mutanten. Die Kolten selbst kamen in die Schlucht, um eine weitere Flucht ihrer Kämpfer zu verhindern. Das was der Augenblick, auf den Lucius Varus gewartet hatte. Aus ungezählten Erdlöchern und Stolleneingängen quollen die Untoten der 88. Legion und der Heshriten und schnitten den Kolten den Rückweg ab. Sie saßen in der Falle! Die 8. Legion und wir gingen vor, um die koltische Armee von beiden Seiten anzugreifen. Die Grünhäute gerieten erneut in Panik, aber die Mutanten waren zu dieser Empfindung anscheinend nicht fähig. Sie stellten sich uns unbeeindruckt entgegen. Von da an weiß ich nicht mehr viel, denn ich geriet in Blutrausch. Ich erinnere mich erst wieder, als die Kolten selbst nach vorne kamen, um sich einen Weg durch die Laikerianer zu bahnen und unsere Formation aufzubrechen. Ihnen konnte kaum etwas standhalten. Die ersten Reihen der 8. Legion und auch viele Zwerge fielen in einem Gewitter der Magie. Ducem Lucius Varus schickte ihnen magieimmune Kämpfer entgegen, um den Druck abzufangen. Das war erfolgreich und die Kolten zogen ihre Waffen. Aber auch ihrer Kampfkraft konnte kaum etwas standhalten. Ausgewählte Kämpfer mit magischen und geweihten Waffen, einige dieser Waffen aus Cahir Sheveen, rangen einige der Kolten nieder. Andere nahmen die Waffen der Gefallenen, um weiter auf die Kolten zu drängen. Magier warfen ihre ganze Kraft auf die koltischen Dämonen. Die Kolten antworteten mit malagitischen Wundern und kaltem Stahl. Es war verzweifelt. Die Kolten wateten durch Ströme aus Blut und es war nicht ihr eigenes. Unsere Reihen waren inzwischen dünn geworden. Aber auch viele Kolten waren gefallen. Der Ducem raffte das letzte Aufgebot um sich. Ich stand neben ihm. Mein Helm wurde gespalten und ich spürte, wie mir das Blut in die Augen lief, während der Ducem neben mir eine ungerüstete Stelle des Kolten fand, der mich verwundet hatte, und ihm sein magisches Schwert in den Leib rammte. Der Kolte sackte zusammen. Ein Schlag auf den Schädel ist für einen Zwergen noch lange kein Grund, umzufallen und ich konnte meine Axt tief in die Seite eines weiteren Kolten versenken, als der Ducem neben mir, durchbohrt von zwei koltischen Klingen, fiel. Als ein Kriegshammer auch mein zweites Knie zerschmetterte, ging auch ich zu Boden, doch konnte ich noch sehen, wie die Untoten von hinten über die Kolten und verbleibenden Mutanten herfielen und sie durch schiere Masse niederrangen. Ein Teil der Kolten und ihrer Kämpfer konnte sich den Weg zurück durch die Schlucht und nach Norden bahnen, aber das Feld war unser. Die Schlacht war gewonnen. Allerdings existierten die 8. Legion und ihr Ducem nicht mehr.
Nun, zumindest lebten sie nicht mehr. Doch dann kamen einen Tag später die Nekromanten der 88. Legion und erhoben alle Legionäre, die nicht zu stark beschädigt waren. Da die meisten ihrer Untoten in der Schlacht zerfallen waren, hatten sie neue Ressourcen. Auch den Ducem nahmen sie, glaube ich. Vielleicht hatte er es so gewollt. Für Laikeria kämpfen, auch über den Tod hinaus. Das war sicher nach seinem Geschmack."
Kapitel 3: Lang lebe Laikeria![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Plenum von Laikeria Stadt, wo ehemals der Senat tagte, saßen die drei Diktatoren und ihr Beraterstab zusammen. Man hatte die Ausführungen des Liktor Gnaeus Idem und diverse Frontberichte gehört.
Die Lage an der Front war Folgende: Durch den blutig erkauften Sieg der Laikerianer am Blauspannpaß war die Offensive der Kolten im mittleren Frontabschnitt zum erliegen gekommen. Sämtliche laikerianischen Legionen standen an der langgezogenen Verteidigungslinie zwischen Rudnoy und der Grenze zu Anguir. Die 8. Legion, die laikerianische Elite, war vernichtet, das zwergische Hilfskontingent auf die Hälfte reduziert. Eine der Lirer Legionen war schon vorher bei dem Versuch, die Kolten zu verlangsamen, unter halbe Mannstärke gesunken. Viele Verluste in den anderen Legionen konnten nur durch untrainierte Rekruten ersetzt werden.
Die verbleibende Stärke der laikerianischen Armee reichte im Augenblick nicht aus, einen Gegenstoß zu wagen und den Norden zurückzuerobern. Die Kolten hatten nur eine ihrer Armeen verloren, und mit Sicherheit nicht ihre stärkste. Die Kolten hielten den Norden mit stählerner Faust umschlossen und ihre Armee in Anguir war ebenso ungeschlagen wie die Armee, die im Westen Laikerias nahezu unbehelligt vorrückte.
Man hatte eine Atempause erkauft, der Krieg war nicht gewonnen. Aber Laikeria stand noch. Die Adler auf schwarz/blau flatterten stolz im Wind, und so würde es sein bis die Welt unterging.